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Grundsätzliche Positionen zum SID

der GEPS Deutschland e.V.
verabschiedet in der Delegiertenversammlung am 24.11.2001

 

Der Plötzliche Säuglingstod (englisch Sudden Infant Death = SID) ist in Deutschland die häufigste Todesart bei Kindern unter einem Jahr. Die SID-Zahlen sind aber seit 1991 aufgrund von Präventionskampagnen kontinuierlich gesunken. Es besteht ein direkter Bezug zur Bekanntgabe einiger bisher erkannter der Risikofaktoren und zum Absinken der SID-Zahlen.

Die eigentlichen Ursachen für den Plötzlichen Säuglingstod sind aber nach wie vor nicht bekannt. Durch die Forschung konnte jedoch eine Reihe von Risikofaktoren identifiziert werden. Diese bringen die Kinder zum Teil mit (behandelbare Stoffwechselerkrankungen, Untergewichtigkeit bei der Geburt, Mehrlingskind, nachfolgende Geschwister eines mit der Diagnose SID verstorbenen Kindes, ALE-Kind = Kind nach anscheinend lebensbedrohliches Ereignis, Kind, das leblos gefunden wurde)). Einige Risikofaktoren können die Eltern beobachten z. B. extreme Blässe, häufiges Blauwerden oder Bleichwerden, gastroösophagealer Reflux (Nahrungsrückfluss vom Magen in die Speiseröhre). Die dritte Gruppe von Risikofaktoren können Eltern und Betreuungspersonen selbst beeinflussen, nämlich Schlafposition, Rauchen, Überwärmung, frühes Abstillen, Wahrscheinlich sind allein durch die Bekanntgabe des Risikofaktors Bauchlage und Umsetzung des Warnhinweises durch die Betreuungspersonen die SID-Zahlen in Deutschland um 40-50% gesunken.

Es besteht heute weitgehend Einigkeit, dass es sich beim Plötzlichen Säuglingstod um ein multifaktorielles Ereignis handelt. Allerdings sind weder alle Einflussgrößen für den SID noch die Konstellation der Faktoren bekannt, die dann im konkreten Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode führen.

Demnach lässt sich das Risiko für das einzelne Kind durch Ausschalten der Risikofaktoren sehr deutlich senken. Solange aber die eigentlichen Ursachen für den Plötzlichen Säuglingstod nicht bekannt ist, lässt sich der SID weder durch das Ausschließen aller derzeit bekannten Risikofaktoren noch durch eine Monitorüberwachung der Kinder mit absoluter Sicherheit verhindern. Mit jedem vermiedenem Risikofaktor sinkt aber nachweislich die Gefahr. Daher ist es unbedingt erforderlich, alle mit der Versorgung von Babys betrauten Personen umfassend zu informieren und auch flächendeckend Kurse zur Wiederbelebung von Säuglingen anzubieten.

Solange die Ursachen für den Plötzlichen Säuglingstod nicht eindeutig identifiziert und ausgeschlossen werden können, werden Babys weiterhin dieses Schicksal erleiden und sterben.

 

 

 

Zurück bleiben verzweifelte Eltern, oft auch Geschwister, Großeltern, Verwandte und Freunde der Familie.

Hier ist eine umfangreiche Betreuung der betroffenen Familien erforderlich sowohl in der Akutsituation durch Kriseninterventionsdienste und Notfallbegleiter wie auch eine weitergehende begleitende Betreuung z. T. über Jahre hinweg in Einzelgesprächen oder Gruppentreffen im Rahmen der Selbsthilfe. Gemeinsam lachen und weinen hilft, mit diesem Schicksal weiterzuleben.

Ein einfühlsamer, adäquater Umgang aller Vertreter von Rettungsdiensten, Ärzten, Polizei, Bestattern und Seelsorgern mit den Eltern in der Akutsituation und in den nächsten Tagen danach ist unbedingt erforderlich, um die Trauer nicht noch weiter unnötig zu erschweren. Dazu gehört sicher eine umfassende, sehr offene Aufklärung der Eltern über die auch von der GEPS befürwortete Obduktion, um Eltern von eigenen wie von Fremdschuldwürfen zu entlasten und um andere todesursächliche Faktoren (z. B. Infektionen, Stoffwechslerkrankungen, angeborene Herzfehler usw.) auszuschließen. Eltern benötigen Informationen über den zu erwartenden zeitlichen Ablauf, sachlich informative Gespräche über die Grabstätte des Kindes (Kinder-, Familiengrab) und über die Bestattung. Auch über mögliche Hilfen von staatlicher Seite oder von karitativen Einrichtungen sollte mit den Eltern gesprochen werden.

Dazu ist ein schneller Kontakt von Berufsgruppenvertretern vor Ort mit der Selbsthilfe erforderlich, da nicht selten auch Anverwandte und Freunde, selbst von heftigem Trauerschmerz erschüttert, nicht adäquat beraten und informieren können.