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Infos für betroffene Familien

Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod Ihres Babys

 

Was ist passiert?

 

Ein offensichtlich gesundes Baby wird schlafen gelegt. Vielleicht hat es einen leichten Schnupfen oder andere banale Krankheitssymptome, die bei Kindern dieses Alters nichts Ungewöhnliches sind. Wenn man das nächste Mal nach ihm sieht - manchmal Minuten, manchmal Stunden später - wird es tot aufgefunden.

 

Warum ist unser Baby gestorben?

 

Ärztinnen und Ärzte, die ein plötzlich und unerwartet gestorbenes Baby untersuchen, sind darauf bedacht, die Todesursache festzustellen. Eine Obduktion ergibt bei einer geringen Anzahl von unerwarteten Säuglingstodesfällen eine bis dahin unerkannt gebliebene Krankheit oder eine sehr rasch entwickelnde Infektion wie etwa eine Lungen- oder Hirnhautentzündung. Diese Krankheiten können tödlich sein. Bei den meisten plötzlich und unerwartet gestorbenen Kindern lässt sich der Tod aber nicht erklären. Dann spricht man vom "Krippentod", vom "Plötzlichen Säuglingstod" oder auch vom "Sudden Infant Death" (SID). Bei einigen Kindern findet man nach gründlicher Untersuchung Anzeichen eines leichten Infekts, der dann eventuell zusammen mit der Bezeichnung "Plötzlicher Säuglingstod", auf der Todesbescheinigung erwähnt wird. Beim derzeitigen Stand der Wissenschaft kann der Plötzliche Säuglingstod weder von Eltern noch von Ärztinnen bzw. Ärzten vorhergesehen werden.


Musste unser Baby leiden?

 

Der Plötzliche Säuglingstod tritt zumeist zu einer Zeit ein, in der das Baby unbeobachtet ist. Die meisten Kinder werden morgens tot im Bett gefunden. Aber auch während einer Schlafphase am Tag kann es zu einem Plötzlichen Säuglingstod kommen. In der Regel ist das Geschehen lautlos, denn sogar in unmittelbarer Nähe einer Betreuungsperson kann dieser Tod eintreten. Der oft entspannte Gesichtsausdruck der gestorbenen Babys spricht dafür, dass sie nicht leiden mussten.


Ist unser Baby erstickt?

 

Wenn Sie Ihr Baby mit dem Gesicht nach unten oder mit dem Kissen bedeckt, vielleicht auch unter der Zudecke am Fußende liegend, aufgefunden haben, werden Sie vermuten, dass sein Tod auf ein Ersticken zurückzuführen ist. Ein Baby kann sich aber aus solchen einschränkenden Situationen allein befreien. Deshalb ist ein Ersticken durch Kissen, Decken o.ä. nicht die Ursache für den Plötzlichen Säuglingstod. Manchmal findet man Erbrochenes oder blutigen Schaum am Mund oder im Bettzeug. Dies passiert während oder unmittelbar nach dem Tod und ist ebenfalls nicht die Ursache des Plötzlichen Säuglingstodes.

 


Sind für Zwillinge und ältere Kinder besondere Vorsichts-maßnahmen nötig?

 

War Ihr Baby ein Zwilling/Mehrling sollte sollte das überlebende, gleichaltrige Geschwister auf jeden Fall stationär eingewiesen und sorgfältig klinisch untersucht werden. Ebenso ist eine pädiatrische Schlaflaboruntersuchung sowie die Überwachung mit einem medizinisch verordneten Heimmonitor sinnvoll. Es gibt Einzelberichte über Zwillinge, die beide in derselben Nacht verstorben sind. Weder die älteren Kinder jenseits des 2. Geburtstages, noch Sie selbst, sind in irgendeiner Weise gefährdet. Der Plötzliche Säuglingstod ist nicht ansteckend.


Hat jemand Schuld am Tod unseres Babys?

 

Wenn ein zuvor offensichtlich gesundes Baby unerwartet stirbt, ist dieser Tod ein furchtbarer Schock für alle Beteiligten. Die Eltern fühlen sich oft schuldig und suchen nach fassbaren Gründen, die den Tod ausgelöst haben können. Manchmal beschuldigen sie sich gegenseitig oder legen ihrem Haus- oder Kinderarzt bzw. ihrer Ärztin, der/die das Baby vielleicht kurz vorher noch gesehen hat, ein Versagen zur Last. Haben nicht die Eltern, sondern jemand anders zum Zeitpunkt des Todes auf das Kind aufgepasst, wird er/sie sich ebenso die Schuld geben. Nicht selten fühlen sich dann die Eltern gleichzeitig schuldig, weil sie ihr Kind allein gelassen haben. Schuldgefühle sind eine ganz natürliche Reaktion, auch wenn sie völlig unbegründet sind. Risikofaktoren wie Nichtstillen, Rauchen, Bauchlage und Überwärmung können - für sich genommen - den Plötzlichen Säuglingstod nicht herbeiführen. Auch gestillte Kinder sowie Babys von Nichtrauchenden, Babys, die während der Schwangerschaft und nach der Geburt in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen und Babys, die in Seiten- oder Rückenlage und in einer normal temperierten Umgebung schlafen, können am Plötzlichen Säuglingstod sterben.
Widersprüchliche und falsche Informationen?

Viele wissen nicht, dass Säuglinge unvorhergesehen und ohne dass man die Ursache kennt, sterben können. Deshalb äußern manche Menschen Theorien, die weder stichhaltig noch erwiesen sind. Manchmal findet man auch völlig falsche Darstellungen zum Plötzlichen Säuglingstod in den Medien. Das ist irreführend und belastend. Die bisherige internationale Forschung zeigt, dass der Plötzliche Säuglingstod wahrscheinlich durch das Zusammentreffen mehrerer verschiedener Faktoren ausgelöst wird.


Warum gab es nach dem Tod unseres Babys eine polizeiliche Untersuchung?

 

Die Polizei hat die Pflicht, alle plötzlichen Todesfälle mit unbekannter Ursache zu untersuchen und ihre Umstände abzuklären. Aus diesem Grund wird sie in den meisten Bundesländern auch beim Plötzlichen Säuglingstod hinzugezogen. Der polizeiliche Untersuchungsbericht kann dazu führen, dass die zuständige Staatsanwaltschaft eine Obduktion in einem Rechtsmedizinischen Institut anordnet (gerichtliche Obduktion).


Ein paar Worte zur Trauer

 

Trauer ist ein natürlicher Vorgang, aber wie getrauert wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auch Mütter und Väter trauern verschieden. Sie brauchen unterschiedlich lange, um mit dem Tod ihres Kindes umgehen zu können und ihn als Teil ihres Lebens anzuerkennen. Da man sich auf einen solchen Schicksalsschlag nicht vorbereiten kann, vermag der schwere Schock Betroffene zeitweise in einen seelischen Abgrund zu stürzen. Manche Trauernde ziehen sich in sich selbst zurück, andere werden verbittert, wütend und verzweifelt oder quälen sich mit Selbstvorwürfen. Einige leiden unter Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Alpträumen. Nicht selten treten erhebliche Spannungen in der Partnerschaft auf. Andere leiden mehr körperlich. Es gibt Zeiten, in denen sich Trauernde einsam und niedergeschlagen fühlen, so wie Zeiten, in denen sich in Aktivitäten stürzen, um ihre Trauer zu verdrängen. Die meisten Eltern, deren Kind am Plötzlichen Säuglingstod gestorben ist, sind auf der Suche nach Erklärungen für den Tod ihres Kindes. Die Frage nach dem "Warum" drängt immer wieder in den Vordergrund. Viele Eltern denken sofort nach dem Tod ihres Babys an ein nächstes Kind, was eine natürliche Reaktion ist.


Die Reaktion der Geschwister auf den Tod

 

Die hinterbliebenen Geschwister sollten, unabhängig von ihrem Alter, auf jeden Fall die Wahrheit erfahren. Sie werden ihrerseits alle Erklärungen fordern, die sie brauchen und verstehen können. Trotzdem entstehen manchmal Ängste. Kinder trauern aufgrund ihrer kindlichen Entwicklung anders als Erwachsene. Sie können das Ereignis von sich wegschieben, unbeteiligt wirken oder ihren Kummer durch auffälliges Benehmen ausdrücken. Einige bekommen Verhaltensstörungen oder leiden unter Alpträumen. Manche werden vorübergehend zu Bettnässern oder fallen in Verhaltensweisen zurück, aus denen sie eigentlich schon herausgewachsen waren. Egal wie alt Ihr Kind ist, es braucht jetzt besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung. Wenn es sich schuldig fühlt, muss es immer wieder die Sicherheit bekommen, dass es für den Tod des Babys nicht verantwortlich ist. Und es braucht die Gewissheit, dass es nicht auf die gleiche Art und Weise sterben wird. Kinder haben feine Antennen für die Gefühle der Erwachsenen, die um sie herum sind; sie lassen sich nichts vormachen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Schmerz Sie von Ihrem Kind entfremdet, dann bitten Sie jemand anderen, sich zeitweise um Ihr Kind zu kümmern.


Hilfs- und Informationsmöglichkeiten

 

Im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft, aber auch unter Fachleuten, bestehen gegenüber betroffenen Eltern oft Hemmungen und Vorurteile. Aufklärung über den Plötzlichen Säuglingstod tut not. Sprechen Sie die Menschen, die Ihnen wichtig sind, direkt an. Sagen Sie offen, welche Art von Hilfe Sie brauchen. Viele Eltern finden Trost, wenn Sie über den Tod Ihres Kindes mit anderen Manschen immer wieder sprechen können. Manche empfinden es auch als besonders hilfreich, mit ebenfalls betroffenen Müttern und Vätern zusammenzukommen. Deshalb hat es sich die Elternselbsthilfeorganisation GEPS zur Aufgabe gemacht, als Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen dazusein.

 

Auszugsweise übernommen aus: Information für Eltern - Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod Ihres Babys, GEPS Deutschland e. V.