Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Mit Trauer leben

15 Punkte, die helfen können,

mit der Trauer zu leben und Ihren eigenen Weg zu finden

Liebe Trauernde,

der Tod eines geliebten Angehörigen, erst recht der eines Kindes, erschüttert unser Leben. Verschiebt Schwerpunkte, verändert unter Umständen die bisherige Lebensplanung, lässt vieles Althergebrachtes hinterfragen, entzieht uns nicht selten scheinbar den Boden unter den Füßen.


Bisher Wichtiges wird völlig unwichtig, anderes gewinnt an Stellenwert. Wir befinden uns auf einem neuen, ungewohnten Weg, auf dem wir uns erst einmal orientieren und zurechtfinden müssen. Manchmal erscheint uns die derzeitige Situation auch gänzlich ausweg- und aussichtslos.


Aber so tief Ihre Trauer auch sein mag, so ausweglos Ihre Situation Ihnen erscheinen mag, Sie sind nicht allein!


Andere haben dasselbe auch erlebt und werden Ihnen helfen, Ihre Last zu tragen, wenn Sie Ihnen dies nur erlauben. Verweigern Sie sich nicht, gehen Sie aktiv auf diese Menschen zu, lehnen Sie das Angebot nicht ab, es gehört immer Mut dazu, Hilfe anzunehmen aber - es gibt Hilfe für Sie!

 

Lange saßen Sie dort und hatten es schwer,
doch sie hatten es gemeinsam schwer,
und das war ein Trost.
Leicht war es trotzdem nicht.

 


1. Akzeptieren Sie die Trauer

Lassen Sie sich von ihren Wellen tragen. Versuchen Sie nicht, "gefasst" zu sein. Nehmen Sie sich Zeit, um zu weinen. Dieses gilt auch für Männer: starke Männer dürfen auch weinen. 


2. Reden Sie über Ihren Verlust

Teilen Sie Ihre Trauer innerhalb der Familie mit: Versuchen Sie nicht, andere durch Ihr Schweigen zu schützen. Finden Sie einen Freund, mit dem Sie sprechen können, jemanden, der zuhören kann und nicht gleich ein Urteil fällt. Wenn möglich, finden Sie jemanden, der eine ähnliche Trauer erlebt hat. Und reden Sie viel. Falls ein Freund Ihnen sagt, "Reißen Sie sich zusammen", suchen Sie sich einen anderen Freund.


3. Beschäftigen Sie sich

Erledigen Sie eine sinnvolle Arbeit, die Ihre Gedanken in Anspruch nimmt. Vermeiden Sie jedoch hektische Aktivität.

 

4. Seien Sie gut zu sich selbst

Trauern kann Ihrer Gesundheit schaden. In diesem Augenblick werden Sie vielleicht meinen, dass es Ihnen nichts ausmacht. Dies wird sich aber ändern. Sie sind wichtig - Ihr Leben ist wichtig - kümmern Sie sich darum.

 

5. Ernähren Sie sich richtig

In dieser Zeit der emotionalen und psychischer Erschöpfung braucht Ihr Körper mehr als je zuvor eine ordentliche Ernährung. Falls Sie nur wenig essen können, sollten Sie an Multivitamine denken. Nur ist dies kein Ersatz für eine gesunde Ernährung.

 

6. Machen Sie regelmäßig Körperübungen

Kehren Sie zu Ihrem alten Programm zurück oder beginnen Sie eines, sobald wie möglich. Eine Depression kann durch Körperübungen gemildert werden, die biochemische Veränderungen hervorrufen. Sie werden besser schlafen. Eine Stunde spazieren gehen pro Tag ist das Ideale für viele Menschen.

 

7. Versuchen Sie Ihre Schuldgefühle loszuwerden

Sie haben sicherlich das Beste geleistet, was Sie konnten. Auch wenn Sie Fehler gemacht haben, müssen Sie lernen, sie zu akzeptieren, da wir alle Fehler machen. Falls Sie überzeugt sind, dass Sie wirklich Schuld haben, überlesen Sie, den Rat eines Psychologen oder eines Seelsorgers einzuholen. Falls Sie an Gott glauben, kann der Pastor Ihnen helfen, an Gottes Vergebung zu glauben.

 

8. Akzeptieren Sie Ihr Verständnis vom Tod, zumindest im Augenblick

Sie haben sich wahrscheinlich gefragt: "Warum?", und haben begonnen zu verstehen, dass Sie nie eine annehmbare Antwort darauf bekommen werden. Doch wahrscheinlich haben Sie einen Ansatz zur Beantwortung der Sinnfrage gefunden. Verwenden Sie diesen Ansatz, dieses Verständnis, bis Sie sich hinaufgearbeitet haben zu einem anderen Verständnis.

 

9. Treten Sie einer Gruppe von anderen Trauernden bei

Ihr alter Kreis von Bekannten und Freunden kann sich ändern. Auch wenn dies nicht geschieht, werden Sie neue Freunde brauchen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Trauernde Menschen kommen manchmal in Gruppen zusammen, um Freundschaften zu pflegen und um sich gegenseitig mitzuteilen. Verständnis zu finden, sich zu unterstützen.

 

10. Behalten Sie Kontakt zu alten Freunden

Dies kann schwierig sein. Manche werden in Verlegenheit geraten bei Ihrer Anwesenheit, aber das wird vorübergehen. Und wenn es Ihnen gelingt, sprechen Sie und geben Sie sich natürlich, ohne das Thema Ihres Verlustes auszuklammern.

 

11. Verschieben Sie wichtige Entscheidungen

Warten Sie, bevor Sie sich z. B. entschließen, Ihr Haus zu verkaufen oder Ihre Arbeitsstelle aufzugeben. Versuchen Sie Ihren "Tagesrhythmus" zurückzugewinnen oder planen Sie gezielt einen neuen. Sich an äußeren Gegebenheiten in dieser Weise festzuhalten, kann für die erste Zeit eine große Hilfe sein.

 

12. Führen Sie ein Tagebuch, wenn Sie gerne schreiben

Dadurch lernen Sie, Ihre Emotionen auszudrücken, und Sie belegen Veränderungen und  Ihren eigenen "Fortschritt".

 

13. Verwandeln Sie Trauer in eine kreative Energie

Wenn Sie anderen helfen, deren Last zu tragen, wird Ihre eigene leichter. Falls Sie schreiben können, setzen Sie diese Möglichkeit ein. Große Literatur ist geschrieben worden anlässlich des Verlustes eines geliebten Menschen.

 

14. Nutzen Sie Ihre Kirchenzugehörigkeit, falls Sie eine haben

Wenn Sie bisher inaktiv waren, könnte dieses die Zeit sein, eine neue Aktivität zu entwickeln. Die Bibel sagt viel über Trauern. Alte Kirchenlieder und Psalme können tröstlich sein. Nach und nach werden Sie entdecken, dass Sie doch nicht so wütend auf Gott sind.

 

15. Suchen Sie eine Expertenberatung, wenn notwendig

Setzen Sie der erdrückenden Trauer ein Ende. Es kommt die Zeit, da das Weinen aufhört und da man weiterleben muss. Manchmal genügen schon einige Sitzungen mit einem erfahrenen Berater, einem Psychologen, Therapeuten oder Trauerbegleiter um Hilfe zu erfahren. Wut, Schuld und Verzweiflung aufzulösen, so dass Sie wieder leben können.


Text abgelehnt an: Healing Grief - Mit Trauer leben von Amy Hillyard Jensen, 1980.
Übersetzt und bearbeitet von der Elternselbsthilfegruppe krebskranker Kinder, Hamburg.